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Grüner Park für Wissenschaft und Hightech

21.12.2021 / Schritte zu mehr Nachhaltigkeit

Kurze Wege gehören zu den Vorzügen des Campus in Buch (Foto: David Ausserhofer/CBB)
Kurze Wege gehören zu den Vorzügen des Campus in Buch (Foto: David Ausserhofer/CBB)

Auf dem Campus Berlin-Buch arbeiten rund 3.000 Beschäftigte in Wissenschaftseinrichtungen, Biotech-Unternehmen und weiteren Firmen. Ihre Labore verbrauchen enorme Energiemengen: Sie benötigen regelmäßigen Luftaustausch, Kälte- oder Wärmezufuhr für biologische Proben, Server und Laborgeräte. Welche Energie verbraucht wird, liegt zu großen Teilen in den Händen der Campus-Betreiberin Campus Berlin-Buch GmbH (CBB). Zur Frage, wie der Campus umweltfreundlich und nachhaltig entwickelt werden kann, gehören neben einem effizienten Energieeinsatz auch die Mobilität der Beschäftigten und die Nutzung des Grünraums.
Diese drei Schwerpunkte treibt die CBB in enger Abstimmung mit den Campus-Einrichtungen voran. Zur umweltfreundlichen gesunden Mobilität und zum nachhaltigen Energiemanagement fanden in diesem Herbst Workshops mit Beteiligten aus den Campuseinrichtungen statt.
Welche Vorhaben lassen sich umsetzen, und wie ist der Stand?

Umweltfreundliche Mobilität

Zukunftsorte wie Buch messen sich mit Technologie- und Wissenschaftsstandorten weltweit, und Exzellenz in der Forschung setzt einen attraktiven Standort voraus. Dazu gehört eine gute Verkehrsanbindung. „Dieses Thema ist für uns ein zentrales Handlungsfeld. Wir setzen uns für einen Regionalbahnhof in Buch, die Verkürzungen der Taktfrequenzen der S-Bahn und für Fahrradschnellwege nach Buch und zum Campus ein. Erste Erfolge sind frühestens in fünf Jahren zu erwarten. Umso wichtiger sind Mobilitätsprojekte, die kurzfristig die Wege zum Campus erleichtern können“, so Dr. Ulrich Scheller, Geschäftsführer der Campus Berlin-Buch GmbH. Die Mobilitätsumfrage von 2019, an der sich ein Drittel der Campusbeschäftigten beteiligten, erbrachte neben einer Analyse der Wegebeziehungen der Beschäftigten viele Vorschläge und Ideen zur verbesserten Verkehrsverbindung des Campus mit dem S-Bahnhof sowie zur Stärkung der Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer auf dem Campus.

Was ist seitdem passiert? Seit Mai dieses Jahres gibt es zwei feste Station für E-Scooter auf dem Campus. Sechs Ladesäulen für E-Autos wurden eingeweiht. Die Campusbikes werden so gut genutzt, dass weitere Stationen auf dem Campus eingerichtet wurden. Auch die Zahl der kostenlosen Leihräder ist gestiegen. Das Bezirksamt hat ein externes Planungsbüro beauftragt, um ein verbessertes Radwegekonzept für die letzte Meile zwischen S-Bahnhof Buch und Campus zu erarbeiten. „Im nächsten Jahrsollen auf dem Campus in Kooperation mit der BVG ein bis zwei „Jelbi“-Hubs installiert werden für Mieträder, E-Scooter, E-Mopeds und E-Car-Sharing. Korrespondierend sind weitere Hubs in Buch geplant. Hierfür sind wir in finalen Gesprächen mit der BVG und verschiedenen Mobilitätsanbietern.“

Ergebnisse des Workshops

Die Akteure des Campus Buch sind sich einig, dass die Rad- und E-Mobilität auf dem Campus gestärkt werden soll. Die Verkehrssicherheit und die Parksituation auf dem Campus zu verbessern, gehört ebenfalls zu den Schwerpunkten. Darüber hinaus sollen die Anreize für die Beschäftigten erhöht werden, umweltfreundliche Mobilität zu nutzen.
Geplant ist ein„Shared-Space-Konzept“ für den Campus, für das zum Teil Straßen verbreitert und Bus- und Radspuren angelegt werden sollen. Der Lieferverkehr soll präzise geführt und möglichst an die Peripherie des Campus verlegt werden. Das Zentrum des Campus soll autofrei werden, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und noch stärker zum Verweilen und Kommunizieren einzuladen.
Ein Ring- und Einbahnstraßensystem soll sich an künftigen Achsen des Campus ausrichten. Dieses Achsenkonzept wird gerade im Rahmen der Fortschreibung des Campusrahmenplans entwickelt und soll bei der Verkehrsplanung berücksichtigt werden.

Energiemanagement

Seit Jahren setzt die CBB konsequent auf Energieeffizienz. Dennoch lässt sich an vielen Stellen weiterhin Energie einsparen oder durch erneuerbare Energien ersetzen, um den Ausstoß an Kohlenstoffdioxid zu verringern. Um diese Potenziale zu ermitteln, hat die CBB ihr Energiemanagementsystem an den Standard DIN EN ISO 50001:2018 angepasst. Im Rahmen der Zertifizierung wurden energierelevante Faktoren im BiotechPark analysiert. In der Folge wurden ineffiziente Pumpen im Wärmekreislauf durch stromsparende Hocheffizienzpumpen ersetzt. Dank ihres integrierten Zählers erlauben sie erstmals ein Monitoring der Massenströme. Außerdem wurde der Wärmeverbrauch in der Nacht und am Wochenende gesenkt. Eine wesentliche Einsparung von CO2 konnte dadurch erzielt werden, dass der Campus seit 2020 zu 100 Prozent Grünstrom bezieht. Insgesamt konnten im Vergleich zu 2018 im letzten Jahr 176.473 kWh, also 1.469 t CO2, in den Bereichen Fernwärme und Strom eingespart werden. Allein 1.420 t CO2 wurden durch den Grünstrom eingespart. Seit 2021 bezieht der Campus auch zu 16,8 Prozent Bio-Erdgas.

Im Rahmen eines Verbundprojekts des Bundeswirtschaftsministeriums realisiert die CBB seit Ende 2020 gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin ein dreijähriges Forschungsprojekt zur automatisierten Betriebsoptimierung (Autobop). Gegenstand ist die IT-basierte Regelung von Wärmemengen in Heizungsanlagen von Bestandsgebäuden, die ein hohes Potenzial für Energieeinsparung besitzen. Hierfür wurden zunächst in einem Gebäude des BiotechParks Energieventile eingebaut, die die erforderlichen Daten messen können. Bis zu vier Häuser sollen
als Pilotsysteme untersucht werden.„Wenn Wärme zwischen Systemen übertragen wird, lassen sich je nach Bedarf und Betriebspunkt Massenströme und Rücklauftemperaturen optimieren. Wir prüfen, ob dies erfolgreich automatisiert geschehen kann und ein effizienterer Betrieb möglich ist“, so Projektmitarbeiterin Andrea Ruiz. „Das differenzierte Monitoring versetzt uns in die Lage, den spezifischen Energieverbrauch der eigenen Gebäude kontinuierlich zu erfassen und zu senken und benachbarte Gebäude optional in gleicher Weise zu ertüchtigen“, so Florian Felgentreu, der die Projekte zum Energiemanagement koordiniert.

Für 2022 stehen der CBB Fördermittel für die energetische Modernisierung von Haus 85 zur Verfügung. In den Büros werden Einzelraumregler eingebaut, die die Heizung je nach Anwesenheit automatisch steuern. In Bädern und Teeküchen wird die Abluft künftig ebenfalls nur dann aktiv,
wenn sich darin Nutzer aufhalten. Im kommenden Jahr wird auf Antrag der CBB und in Kooperation mit dem Geoforschungszentrum Potsdam geprüft, ob in Buch – und damit auch auf dem Campus – Geothermie genutzt werden könnte. „Damit ließe sich der Anteil an erneuerbaren Energien deutlich erhöhen und Synergien der Energieversorgung nutzen – auch in Zusammenarbeit mit den umgebenden Quartieren in Buch“, so Florian Felgentreu.
 

Nachhaltiger grüner Campus
Der Campus bietet mit Parkanlagen, offenen Grünräumen, Waldbestand und Kleinstbiotopen einen unmittelbaren Erholungswert für diejenigen, die dort arbeiten, aber auch für die Anwohner. Orte wie das Kunstwerk„Treated Wood“ oder die zahlreichen Bänke und Tische ermöglichen, im Freien zu arbeiten. Diese Qualität ist ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit des Campus. Gemeinsames Ziel der Einrichtungen ist es darum, die Strukturvielfalt und die ökologischen Nischen zu erhalten und die Biodiversität noch zu erhöhen. In Kooperation mit der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) entstehen insgesamt zehn Wildblumenwiesen. Auf diesen Flächen ist ein Insektenmonitoring als Citizen-Science-Projekt geplant. Im Fokus steht auch der Erhalt und die Entwicklung der Waldflächen sowie der einzeln stehenden Bäume mit Blick auf die klimatischen Veränderungen. „Bei Neu- oder Nachpflanzungen orientieren wir uns am aktuellen Stand der Liste ‚Zukunftsbäume für die Stadt‘", so Claudia Lühr von der Liegenschaftsverwaltung. „Dazu gehören Magnolien, von denen wir 2018 etliche angepflanzt haben, Kupferfelsenbirnen, Amber- und Maulbeerbäume. Diese Arten sind insektenfreundlich und klimaresilient.“

Dieser Artikel erschien zuerst im Standortjournal buchinside.

Quelle :buchinside 2/21
Hier die Ausgabe 2/21 lesen
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