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Berliner Start-up T-knife erhält 110 Millionen Dollar

03.08.2021 / T-knife, eine Ausgründung von MDC und Charité, hat 110 Millionen US-Dollar bei internationalen Investoren eingeworben. Das Berliner Biotech-Unternehmen entwickelt neuartige Immuntherapien gegen Krebs: Es bringt den T-Zellen von Patient*innen bei, solide Tumoren zu erkennen und zu bekämpfen.

Dr. Elisa Kieback, Chief Technology Officer und Mitgründerin von T-knife. Foto: T-knife.
Dr. Elisa Kieback, Chief Technology Officer und Mitgründerin von T-knife. Foto: T-knife.

Das Berliner Biotech-Unternehmen T-knife startet durch: Das junge Unternehmen gab am 2. August 2021 den erfolgreichen Abschluss einer Serie-B-Finanzierung in Höhe von 110 Millionen US-Dollar bekannt. Die Finanzierung wurde von Fidelity Management & Research Company, LLC. angeführt, mit Beteiligung von weiteren neuen Investoren, darunter Life Sciences Partners, Qatar Investment Authority (QIA), Casdin Capital, Sixty Degree Capital und CaaS Capital, sowie den bestehenden Investoren RA Capital Management, Versant Ventures und Andera Partners. Das Spin-off des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) zusammen mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin entwickelt neuartige Immuntherapien gegen Krebs: Es bringt den T-Zellen von Patient*innen bei, solide Tumoren zu erkennen und zu bekämpfen. 

Die Erlöse aus der Finanzierung wird T-knife dazu verwenden, das wissenschaftliche Team von T-knife zu erweitern, die Produktionskapazitäten zu erhöhen und die Pipeline mit weiteren innovativen und differenzierten T-Zell-Rezeptor-Therapien (TCR-T) zu bestücken. Bei den Finanzierungsrunden der Serie B geht es für Start-ups darum, das jeweilige Unternehmen auf die nächste Ebene zu bringen, über das Entwicklungsstadium hinaus.

Mit T-Zellen gegen solide Tumoren

T-Zellen überwachen unseren Körper und schützen ihn vor Krankheiten, beispielsweise durch Infektionen mit Viren. Befallene Zellen verraten sich durch virale Antigene, deren typische Merkmale sie auf ihrer Oberfläche präsentieren. Spürt eine T-Zelle ein Antigen mit Hilfe ihres Rezeptors auf, zerstört sie die befallene Zelle oder mobilisiert weitere Kräfte gegen sie. Auch bei Krebszellen sitzen spezielle Merkmale auf der Oberfläche. Das Problem ist allerdings: Das Immunsystem erkennt diese oft nicht als krankmachend und bekämpft die Zelle nicht. Das soll die T-Zell-Therapie ändern: Die Forschenden verändern die T-Zellen der Patient*innen so, dass sie Krebszellen als Eindringlinge identifizieren können. Dazu statten sie die Immunzellen jeweils mit einem neuen T-Zell-Rezeptor (TCR) aus. 

Das Unternehmen T-knife entwickelt eine neue Generation solcher adoptiver T-Zell-Therapien zur Behandlung solider Tumore. Mit Hilfe von Mausstämmen, deren T-Zellen ausschließlich menschliche T-Zell-Rezeptoren tragen identifiziert und entwickelt T-knife ein Portfolio innovativer TCR-T-Zelltherapie-Programme. T-knifes führendes Programm, TK-8001, ist ein neuartiger TCR-T-Produktkandidat. Es nimmt solide Tumoren ins Fadenkreuz, die das Antigen MAGE-A1 tragen – ein typisches Erkennungsmerkmal auf der Oberfläche von Krebszellen. Im vierten Quartal 2021 möchten die Forscher*innen mit der Rekrutierung von Patientinnen und Patienten für die klinische Phase-I/II-Studie TK-8001 IMAGE1NE beginnen; T-knife will 2022 die Genehmigung einer klinischen Studie für weitere Entwicklungsprogramme beantragen.

Die Basis: jahrzehntelange Grundlagenforschung

Die Grundlage für diese nächste Generation von T-Zell-Therapien haben T-knife-Mitgründer Professor Thomas Blankenstein und sein Team am MDC zusammen mit der Charité in jahrzehntelanger Forschungsarbeit gelegt. Um seine Vision, mit Hilfe genetisch veränderter Immunzellen Krebserkrankungen zu heilen, zu verwirklichen, haben das das Technologietransferteam des MDC und das auf Technologietransfer spezialisierte Unternehmen Ascenion viele Jahre lang eng mit Blankenstein zusammengearbeitet. Sie haben die Erfindung patentrechtlich geschützt, weiterentwickelt und die Gründung von T-knife vorbereitet und begleitet.

Der Sprung aus der Wissenschaft in die Wirtschaft gelang 2015: Professor Thomas Blankenstein, Dr. Elisa Kieback und Holger Specht, Investment Director bei der IBB Beteiligungsgesellschaft, haben T-knife als Unternehmensgemeinschaft aus dem MDC heraus gegründet. 2018 wandelten die Gründer*innen T-knife in eine GmbH um, Ascenion stieg ein. Die Venture-Fonds von Boehringer Ingelheim und Andera Partners stellten eine Anschubfinanzierung von acht Millionen Euro zur Verfügung. Das reichte für 15 Mitarbeiter*innen und die ersten eigenen Räume und Labore am Campus Berlin-Buch. Im Jahr 2020 drehte T-knife eine zweite Finanzierungsrunde. Das stolze Ergebnis: 66 Millionen Euro. 

Das machte T-knife zu einem der bestfinanzierten Start-ups der deutschen Biotech-Szene. Seitdem gibt es für T-knife kein Halten mehr. Gut finanziert kann das Team nach weiteren TCR-Kandidaten für verschiedene Krebsarten suchen. Die 450 Quadratmeter am Campus Berlin-Buch werden allerdings langsam eng. Ende 2020 arbeiteten dort 20 Menschen, in der ersten Jahreshälfte 2021 ist ihre Zahl auf 40 angewachsen. Die Zahl wird sich bis Ende des Jahres noch einmal verdoppeln. Parallel dazu hat T-knife einen Standort in der Biotech-Hochburg San Francisco gegründet. 

Alleinstellungsmerkmal in einem wachsenden Feld

„Das Team hat erstmals ein System etabliert, das eine in-vivo-Entwicklung humaner TCR gegen krebsassoziierte Antigene ermöglicht. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal und potenziell ein wichtiger Durchbruch im stark wachsenden Feld der adoptiven T-Zell-Therapien “, sagt Dr. Christian Stein, Geschäftsführer von Ascenion. „Wir freuen uns sehr, dass jetzt die finanzielle Basis gesichert ist, um diese exzellenten Forschungsergebnisse in greifbaren Nutzen für Patientinnen und Patienten zu übertragen.“ 

Ascenion hält Anteile an T-knife und hat einen Observer Seat im Aufsichtsrat. Erlöse aus einem späteren Verkauf der Anteile werden größtenteils an die Life-Science-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung ausgeschüttet, um insbesondere am MDC und an der Charité weitere translationale Projekte zu fördern. 

„Unsere TCR haben mehrere Vorteile gegenüber solchen, die mit herkömmlichen Methoden generiert wurden. Das kann vielen Krebspatientinnen und -patienten neue Chancen eröffnen, sofern sich unsere bisherigen Daten in der klinischen Prüfung bestätigen“, sagt Thomas Blankenstein, Leiter der Arbeitsgruppe „Molekulare Immunologie und Gentherapie“ am MDC und ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie an der Charité. „Wir danken allen Partnern, die uns viele Jahre lang über alle Höhen und Tiefen hinweg auf unserem Weg bis hierher unterstützt haben.“

Weiterführende Informationen

Gründerin Kieback startet mit T-knife durch

Pressemitteilung: Neue Immuntherapie gegen Krebs in der klinischen Prüfung

Pressemitteilung: 66 Millionen Euro für das Berliner Spin-Off T-knife

AG Blankenstein

Der lange Atem – T-Zellen gegen Krebs (Video)

T-knife Therapeutics

T-knife entwickelt eine Pipeline innovativer Therapeutika zum Nutzen von Patienten mit soliden Tumoren. Mit seiner proprietären HuTCR (Humanized T-Cell Receptor)-Mausplattform produziert das Unternehmen humane TCRs, die in vivo mit den Mechanismen eines natürlichen Immunsystems auf optimale Affinität und Spezifität selektiert werden. T-knifes innovative TCR-Therapeutika richten sich gegen Tumore mit hohem medizinischem Bedarf. Die therapeutisch adressierten Zielstrukturen umfassen Cancer/Testis-Antigene, virale Antigene und häufiger entstehende Neoantigene.

Das Unternehmen wurde von führenden T-Zell- und Immunologie-Experten gegründet und nutzt eine Technologie, die am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin zusammen mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin entwickelt wurde. www.t-knife.com 

Ascenion

Die Ascenion GmbH ist ein unabhängiges Technologietransferunternehmen mit besonderer Kompetenz in den Lebenswissenschaften. Sie ist Partner von mehr als 30 Forschungseinrichtungen, Universitäten und Universitätskliniken in Deutschland und Europa, darunter führende Life-Science-Institute der Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft, die Charité, die Medizinische Hochschule Hannover, die Medizinische Universität Innsbruck und die Universitätsmedizin Göttingen. Ascenions Team verbindet interdisziplinäre Kenntnisse mit Industrieerfahrung. Ascenion arbeitet eng mit den Mitarbeitern ihrer Partnerinstitute zusammen, um Forschungsergebnisse mit hohem Anwendungspotenzial zu identifizieren, patentrechtlich zu schützen und in die Anwendung zu überführen. Besondere Stärken sind die Unterstützung von Ausgründungen und die Projektentwicklung. Dadurch werden frühe Projekte so weit vorangebracht, dass sie für potenzielle Investoren und Lizenznehmer attraktiv sind. So sind bereits zahlreiche neue Unternehmen gegründet und innovative Medikamente zugelassen worden, von denen Tausende von Patienten profitieren. Erlöse, die Ascenion aus dem operativen Geschäft und aus dem Verkauf von Unternehmensanteilen erzielt, fließen über ihre Muttergesellschaft, die LifeScience-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung, als Fördermittel an die Partnerinstitute. www.ascenion.de

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de 

Quelle :Pressmitteilung MDC
https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/berliner-start-t-knife-erhaelt-110-millionen-dollar
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